Freunde
Woran machst du fest, wer ein Freund ist und wer nicht ?
Nun ein Freund ist, der noch da ist, wenn es dicke kommt.
Von einem Freund höre ich mir Wahrheiten an, die ich eigentlich nicht hören will.
Einem Freund tue ich gut, ohne je nach einem Lohn zu fragen.
Freund ist Freund und bleibt es, ohne es mit Bedingungen zu verknüpfen.
Im Laufe meines Lebens bin ich vielen Menschen begegnet, doch nur wenige davon
taugten zum Freund. Es gab einige von denen ich gewusst habe sie sind ein Freund –von anderen habe ich es gedacht.
Dann kommt der Moment der Prüfung. Dieser Moment ist nicht unbedingt auf den ersten Blick zu erkennen. Klar es gab diese offensichtlichen Situationen – es brennt an allen Ecken und dann hilft dir ein Freund. Aber an anderen Gelegenheiten braucht es ein wenig, um die zu erkennen, die in keinem Fall zum Freund taugen.
Mein Vater fragte mich einmal warum ich mich mit dem Schröder abgebe.
„der bringt dir doch nichts“
Waren seine Worte, und ich entgegnete Ihm:
„er soll mir auch nichts bringen – er ist mein Freund“
Also war mir schon früh klar was ich unter einem Freund verstand. Er muss nichts bringen – er wird da sein!
Nach langen Jahren hat es mich mal wieder nach Schneverdingen verschlagen. Prägender Ort meiner Jugend – Fundort einiger Freunde (ja – ich glaube Freunde findet man, so wie man einen Schatz findet – nur das man danach nicht suchen kann).
Nun kam ich an ebendiesen Ort und dachte mir, ich könnte einen alten Schulkameraden besuchen und vielleicht einen Freund finden. Ich besuchte Horst in Insel. Ich freute mich anfangs über das Widersehen. Ich schneite zur Mittagszeit bei Ihm herein und er war mit seiner Frau am Essen.
Er lud mich ein mit ihm zu essen. Da ich schon gegessen hatte, nahm ich mit einer Tasse Kaffee vorlieb und wohnte ihrem Mahl bei. Es gab Fisch mit Kartoffeln, Soße, Salat und Tabletten.
Meine Neugier ließ mich nach den Tabletten fragen und ich bekam zur Antwort es seien Nahrungsergänzungsmittel – in denen alles enthalten ist, was der Mensch für ein gesundes Leben braucht. Ich wendete ein, dass in unserer „normalen“ Nahrung doch schon alles enthalten ist, weil es, wie der Name schon sagt Lebensmittel sind. Wie ich bald darauf merkte ging es gar nicht darum, sondern um das Geschäft das sich dahinter verbarg. Horst klärte mich nach dem Essen darüber auf, was für eine wunderbare Einkommensquelle sich für ihn aufgetan hätte, seit er diese Ergänzungsmittel und Kosmetik an seine „Freunde“ weiterempfiehlt. Auch ich könne an dieser Quelle partizipieren, indem ich einen Einsteigerset für 99 € kaufe und dann wiederum meine „Freunde“ für die Produkte dieser Firma begeistere. Ich sagte: „das ist doch ein Schneeballsystem“. Woraufhin er mir was von Multilevelmarketing erzählte: der Zukunft des Konsums. In Zukunft wird der Konsument nur noch Sachen kaufen, denen er traut. Und wem würde man mehr vertrauen als der Empfehlung eines Freundes? PUNKT
Ich habe mich dann zurückgezogen – unbewusst.
Zuhause habe ich meine Tochter befragt über Multilevelmarketing und ähnliche Verkaufsstrategien.
Das Ergebnis lässt mich nun diese Zeilen verfassen.
Freundschaft und Konsum ? GEHT GAR NICHT!
Horst hat ein Unternehmen, ist Zimmerer Meister, Bauingenieur. Und hat die größte Holzachterbahn Deutschlands gebaut, und verkauft nun Nahrungsergänzungsmittel an „Freunde“.
Entsetzliches muss mit diesem Land geschehen sein das sowas möglich geworden ist.
Ich wende mein Antlitz mit Grausen ab.
Werte wo wart ihr- wo seid ihr?
Da lob ich mit die paar Getreuen – Freunde.
Die wollen mir nichts verkaufen und mich auch nicht für dumm verkaufen.
Danke an dieser Stelle.
Hartmut
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